Polyamant
Es ist alles in Ordnung

und es bleibt auch alles in Ordnung.
... aber jetzt gerade in diesem Moment, da vermisse ich ihren Blick.

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Horizont

Geredet. Geklärt. An der Stelle angekommen, an der wir beginnen können, gemeinsam die Verbindungen zu lösen, die drei Jahre verknüpft war, aber seit längerem schon nicht mehr verbanden sondern einengten, bedrängten, die Luft nahmen. Weil wir uns verändert haben, aber nicht darauf achteten, dass wir eine Beziehung hatten, die für die ersten ein zwei Jahre zwar richtig konstruiert war, dann aber mit den Veränderungen nicht mehr schritt halten konnte und immer mehr zu einem Korsett wurde.

Nein, ich bin darüber nicht glücklich. Aber seit gestern abend bin ich erleichtert. Mein Tarot gab mir schon die richtigen Hinweise: Der Turm ist diese erstarrte Konstruktion, die nur noch zusammenbrechen konnte. Aus dem man nicht anders herauskommt als dadurch, dass der Blitz in ihn fährt und ihn zerstört. Was passieren muss, weil es die einzige Möglichkeit ist, um sich weiterbewegen zu können, einen Horizont zu sehen. Wir hatten uns darin häuslich eingerichtet. Das kann man eine Weile machen, aber wenn man sich weiterbewegen will, wird der Turm zum Verlies.

Also schlug sie ihn kaputt, den Turm. Sicherlich nicht so geschickt, aber wie sagte sie? "Ich kenne ganz viele Arten, etwas beginnen zu lassen, aber keine, etwas richtig zu beenden." - Bei mir ist es umgekehrt. Ich weiß besser, wie gutes Beenden geht. Wieder einmal ergänzen wir uns hervorragend.

Ich bin langsamer als sie. Daher hätte ich länger im Turm ausgehalten. Letztendlich aber kann ein Turm nur fallen. Anders kann es nichts neues geben. Das As der Kelche verspricht eine neue, eine unkanalisierte Inspiration: In der langen Liste dessen, was wir füreinander sind ist "Beziehungspartner" auch für mich die Rolle, die ich als erstes streichen würde, die ihren eigentlichen Sinn, wenn ich ehrlich bin, eigentlich schon lange verloren hat. Ich möchte viel lieber Freund, Schüler, Lehrer, und viele andere Dinge sein. Wir lösen also unsere Verbindung auf. Und verabschieden uns von den eingegangenen Verpflichtungen, die wir uns damit auferlegt hatten, aber nicht mehr einhalten können und wollen. Wir sind nun beide wieder frei, oder werden es sein. Mit allen Vorteilen - keine Verantwortung, keine Abhängigkeiten - und mit alles Nachteilen - keine Sicherheiten, kein weiterer gemeinsamer Weg. Ich muss mich daran gewöhnen, aber da ist ein Horizont, hinter dem es gut aussieht.

Es waren drei gute Jahre. Und wir sind uns nun auch sicher, dass wir sie gut beenden werden und uns - vielleicht auch erst dadurch - weiterhin, vielleicht sogar besser, in anderen Rollen begegnen können. Ich bin noch immer traurig darüber, aber so ist das eben: Der Turm schmerzt, auch wenn man weiß dass es keinen anderen Weg gibt, als ihn zu verlassen bevor er zusammenfällt. Es ist auch gut, einen neuen Horizont sehen zu können, aber ja, ich hätte ganz gut auch noch ein wenig darauf warten können.

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Druck

Ich suche die Stellen, an denen ich den Druck rauslassen könnte, aber ich finde keine. Ich habe zu wenig Information. Ich möchte nicht raten. Ich möchte nicht nachdenken über tausend Konjunktive. Verlassen werden ist schlimm. Mitbekommen, wenn man nicht mehr dabei ist weil Sie mir nicht mehr erzählt was sie bewegt, ist schlimm (deswegen Facebook-Abstinenz. Ich trau mich grade wieder langsam zurück). Nicht zu merken, dass was nicht stimmte ist schlimm. Hab ich gar nichts gelernt? Ich war letztes Jahr im Mai auf eine Trennung gefasst, dieses Jahr nicht, diesen Sommer schon gar nicht. Wir hatten die besseren Gespräche, wir fanden wieder ruhige gemeinsame Momente, wir planten für November eine Woche Retreat in Berlin... Die Mitteilung kam völlig unerwartet und in einem Moment, an dem ich mich freute sie nach langer Zeit, in der sie mit Umzug und Arbeit ein fettes Pensum absolvieren musste wiederzusehen. Das Wiedersehen war keine Stunde lang und die Mitteilung einen Satz lang. "Ich will die Beziehung beenden". Es hätte keinen Zeitpunkt gegeben, in dem man mich nicht weniger kalt erwischen hätte können.

Aber es gibt ja auch keinen "guten" Zeitpunkt.Ich bin nicht böse darüber. Ich wundere mich nur, dass ich so wenig gemerkt habe.

Und ich soll mit anderen reden. Was ich nicht wirklich kann, so lange ich gar nicht weiß, worüber. Ich will nicht über "hätte", "könnte", wollte" reden. Machen Umzüge sowas? Erleichtern sie, alten Kram rauszuwerfen? Gibt es wen neues und für mich ist daher überhaupt keine Zeit mehr übrig? Ist die zweite Frau der Grund? Ist sie doch eifersüchtiger als Sie selbst dachte? Oder hab ich mir was vorgemacht darüber, dass dieses Jahr eine Perspektive entwickelte die in die richtige Richtung führte und in Wahrheit suchte sie schon die ganze Zeit nach einem Weg hinaus? Das ist so müßig, darüber zu grübeln oder mit jemandem zu reden, der ja auch nicht mehr weiß (und dass wahrscheinlich davon nichts stimmt, ist mir auch klar. Ich weiß, dass das alles Sachen sind, die sie mir gesagt hätte - das Karussell weiß das aber nicht).

Ich will, ich muss erst einmal generell ins Reine mit der Situation kommen. Das geht nur mit mir und mit ihr. Das geht nicht mit irgendwem anderen. Andere sehen nur eine Standard-Beziehung und davon auch nur die Fassade. Danach kann hoffentlich irgendeine andere Situation entstehen als die jetzige, in der ich seit eineinhalb Wochen feststecke, vor dem allmorgendlichen Gedankenkarussell flüchte und immer noch nicht nicht weiß, was überhaupt genau passiert ist.

Sie will zunächst einen Break und danach erst drüber reden. Ist ok, das ist was sie will und bekommt. Ich ziehe mich raus und gehe aus dem Weg, poste kaum was bei Facebook und stellte mein Blog zunächst auch ein. Außerdem bin ich eh viel zu unsicher, ob Kontaktaufnahmen meinerseits vielleicht aufdringlich rüberkommen.

Ich hänge also 3 Wochen in der Luft. Die Hälfte davon ist rum. Ich warte den Rest auch noch ab. Sie will einen Break, also versuche ich, dabei auch nicht zu stören. Keine Sorge, das ist keine devote Opferbereitschaft. Ich will auch was. Ich will einen guten Abschied von dem was da war. Ich finde das wichtig. Wir sind keine 16 wo man mal eben eine Beziehung beendet mit einem Satz. Wie kann denn sonst etwas anderes anfangen? Ich kann nicht einfach die Seite umblättern - da steht doch noch gar nichts drauf. Ich möchte nach drei Jahren auch einen Schluss, der dieser Zeit würdig ist, ich möchte eine Gute Erinnerung an diese wunderbare Zeit haben, dazu gehört auch, dass wir sie gut abgeschlossen haben. Diese Zeit hat einen guten Abschied verdient.

Und ich möchte endlich an die Stelle kommen, an der wir in Ruhe das beginnen lassen können, was danach kommen kann.

(Und ich wollte eigentlich mit schreiben warten, bis es soweit ist. Aber es dauert zu lange und das was mich stattdessen beschäftigt ist halt dies hier.)

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Morgens

ist es am schlimmsten. Ich kann mich gut mit Arbeit betäuben. Ich weiß, dass das nicht gut ist, für die ersten Tage ist es aber gut genug und im Moment muss ich ohnehin ranklotzen, weil ich nächste Woche Urlaub habe und ich bis Freitag jede Menge zu tun habe.

Ich kann nicht gar nichts schreiben. Und ich hab extra hier ein kleines, recht verstecktes Blog aufgemacht, um über persönlichere Dinge schreiben zu können. Also mache ich vorsichtig hier auch wieder meine ersten Schritte.

Morgens ist es am schlimmsten. Wenn ich Sorgen habe, ob wegen Geld, Arbeit oder eben wie im Moment, weil eine Verbindung zerrissen ist und ich nichts tun kann als es zuzulassen: Morgens nach dem Aufwachen ist die Zeit, in der mir der Kopf rotiert, wenn ich nicht weiter weiß. Ich muss dann aufstehen, den Magen mit einem Kaffee versöhnen, mir viel kaltes Wasser ins Gesicht werfen. Irgendwas anfangen. Wenn es zu früh ist, räume ich irgendwas auf.

Es wird besser, sobald ich in Bewegung bin und funktionieren kann. Dann bekomme ich wieder langsam ein Gefühl dafür, daß ich selbst entscheide, was passiert. Nach ein oder zwei Stunden läuft dann alles wieder und ich kann normal denken. Nicht dass meine Probleme dann verschwunden sind, aber ich kann sie in Ruhe angehen. Oder ich kann wieder damit umgehen, was gerade passiert. Aber diese ein zwei Stunden morgens, die sind schlimm.

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Lautes Rauschen in der Stille

Kopf zu leer und zu voll gleichzeitig. Was soll ich nun tun? Was soll ich denn jetzt nur tun? Wenn ich hier in die Vergangenheit lese weiß ich nicht mehr, ob ich mir was vorgemacht habe. Oder ob mir was vorgemacht wurde. Oder ob einfach so eben immer alles irgendwann kaputt gehen muss und das Gefühl, man kann durch Krisen immer besser werden ist so ein Trugschluss weil sie sich am Ende doch nur wieder auftürmen bis sie alles Schöne erdrückt haben.

Zunächst: hier weg und abschließen. Grade alles viel zu laut.

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Last modified: 28.02.20, 09:21
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Zeit Ich fühle mich alt.
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