Polyamant |
Leben so
jensscholz
08:09h
es gibt Dinge, die nicht gut funktionieren. Ich weiß nicht, was ich mit der Wohnung machen soll, also mach ich nichts und alles liegt herum. Mein Beruf macht mir so lala Spaß und ich ermüde daran, dass immer nur 10% dessen, was in der Vision gefeiert wurde, umgesetzt wird und der Rest unter die Räder des im Alltagstrott gefangenen Managements gerät. In meinem Freundeskreis liegt so viel Potenzial, das ich gerne unterstützen würde, aber auch hier herrscht viel Konjunktiv: Man müsste, man könnte, man sollte. Man tut es aber am Ende nicht. Das ist, wenn das Leben stockt. Eigentlich ist das auch gar nicht so schlimm, wenn man Zeit hat. Aber ich habe das Gefühl, mir rinnt die Zeit zwischen den Fingern davon. Schnee schippen, wie Murakami den Alltagstrott nennt, kann ich ganz gut. Daher geht es auch immer weiter und ich bleibe nicht komplett stecken. Die Optionen gehen mir jedoch aus, ich bin nicht mehr Mitte Dreißig. Vielleicht ist das ja ein erster Schritt, um mehr Geschwindigkeit und mehr Fokus zu bekommen: Ungeduldig zu werden. Sich nicht mehr mit den mühsam und langwierig erreichten 10% zufrieden geben. Aber ich bin noch nicht an der Stelle, an der ich weiß, wie es stattdessen funktionieren soll. Alles hinschmeißen und "neu anfangen" ist nie meins gewesen, ich mag Übergänge, Evolution und auf dem Aufbauen, was erreicht ist. Manche sehen dieses "von vorne anfangen" als Befreiung, ich verbinde das aber mit einer riesigen Anstrengung und auch damit, mit dem was man bisher getan hat, gescheitert zu sein. Was nicht mein empfinden ist, ich fühle mich alles andere als gescheitert. Im Gegenteil, deswegen möchte ich ja mal einen größeren Schritt sehen: Weil ich die Möglichkeiten erkenne, mit dem was ich kann und habe viel mehr machen zu können als ich bisher tue. Währenddessen brechen um mich herum Menschen auf, entweder weil sie es endlich müssen oder weil das Leben ihnen neue, große Aufgaben stellt. Ich höre dort laut wichtige Weichen schalten und sie bitten mich um Hilfe und Unterstützung. Die ich ihnen gerne und mit Freuden gebe. Vielleicht ist das zunächst auch ein gar nicht mal so schlechter Ausgleich dafür, dass meine eigene Baustelle gerade nicht so vorankommt... ... Link (2 Kommentare) ... Comment
Wo bin ich - wo bist Du
jensscholz
14:58h
I happen to believe the world will change only when we change ourselves. And that starts with finding ourselves: learning to quiet the clamor in our minds and the voices of everyone around us and move toward what feels right – toward the things we know, for reasons we can’t explain, that we’re meant to do, the things that makes us feel alive. ― Kelly Cutrone, If You Have to Cry, Go Outside: And Other Things Your Mother Never Told You Ein immer wiederkehrendes Thema, mit dem man sich beschäftigen muss, ist die Standortbestimmung. Wo stehe ich gerade, wer bin ich gerade, wer vor allem will ich gerade sein? Wenn die Unsicherheit einen morgens nicht mehr schlafen lässt, wenn man gereizter wird, andere Menschen die man eigentlich mag ungerecht behandelt, wütend auf sie ist und wenn man sich ständig in emotionalen Achterbahnen wiederfindet, die anscheinend aus dem Nichts auftauchen, dann ist es höchste Zeit, sich wiederzufinden. Sich zu erden. Ich möchte allerdings nicht darüber schreiben, wie das gelingen kann oder wie man sich fühlt, wenn man den Boden nicht finden kann. Ich möchte nur daran erinnern, dass nicht nur derjenige darunter leidet, der aus dem Gleichgewicht geraten ist und dass es nicht nur einem selbst gut tut, sich wieder zu finden sondern auch allen anderen Menschen, denen man etwas bedeutet. Und ich möchte die anderen Menschen daran erinnern, Geduld zu haben, denn wenn man selbst mal wieder an der Reihe ist freut man sich über jeden Menschen, der einem auch in dieser Zeit treu bleibt, nicht alles persönlich nimmt, was an Drama auf ihn einprasselt und immer die Arme offen behält. ... Link (0 Kommentare) ... Comment
Treue
jensscholz
18:03h
Ich kann schwer in Worte fassen, was Treue für mich ist. Um dem näher zu kommen, erkläre ich vielleicht besser zunächst, wie Treue für mich zustande kommt. Für Treue darf es keine Bedingung geben. Treue impliziert, setzt Bedingungslosigkeit zwingend vorraus. Wenn es so wäre, dass man sich ständig der Treue eines Menschen versichern müsste, wenn es so wäre, dass die Treue eines Menschen immer wieder davon abhängig ist wie man sich selbst verhält: Es wäre keine Treue. Es wäre eine Abmachung. Ein Handel. Es wäre in besten Fall Loyalität. Alles drei gute und legitime Grundlagen für Beziehungen, aber es wäre eben noch keine Treue. Treue muss man sich verdienen, sagt man. Das stimmt natürlich irgendwie. Aber man muss es - so meine Auffassung von Treue - nur ein mal. Treue ist für mich nur zu einem geringen Anteil eine rationale Entscheidung. Treue ist ein Teil dessen, was Liebe ausmacht. Ohne Treue ist keine Liebe möglich. Verliebt sein sicherlich. Aber Liebe - nein. Den Menschen, die ich liebe, bin ich daher auch treu. Bedingungslos - denn wäre man nur treu, so lange der Andere tut, was mir in den Kram passt, wäre es eben keine Treue. Es wäre ein sehr dünnes Versprechen, und zwar eines, das man brechen kann wenn man es sich nur gut genug begründet. Ich habe bisher nur sehr wenigen Menschen meine Liebe erklärt. Da das auch meine Treue beinhaltet tue ich das nur dann, wenn ich mir absolut sicher bin. Aus vollem Herzen. Das mit dem Herzen liest sich sehr romantisch, ist es aber nur zum Teil: Es bedeutet, dass die Sicherheit dafür aus dem Teil in mir kommen muss, der hundertprozent mein Selbst ist. Mein ganz persönliches, alleiniges Inneres. Das macht dieses Bekenntnis erst bedingungslos: Nur wenn ich mit mir selbst völlig im Reinen bin steht meine Treue fest, bin ich mir ihr sicher, kann die andere Person sich ihrer sicher sein. Sie wird nichts mehr tun und es wird nichts mehr passieren können, was das ändert. Wenn die Treue aus der Stelle in mir kommt, die sich ihr vollständig sicher ist, wird sie es immer aushalten, wenn Dinge passieren, die Beziehungen durcheinanderbringen, die traurig machen, die wütend machen... Klar bin ich traurig, wütend, auch oft mal verwirrt und auch mal gekränkt. Aber diese Gefühle sind viel weiter an der Oberfläche - sie treffen mich nicht in meinem Kern, meinem Innersten. Meinem Herzen. Vielleicht wird nun auch klar, was Treue für mich ist: Sie ist kein oberflächliches Bekenntnis. Sie ist nicht zeitlich oder technisch begrenzt. Sie benötigt keine Symbole, keine Abmachungen, kein Ritual und sie benötigt nicht einmal eine Bestätigung. Treue ist - als Teil der Liebe - unendlich: Ich bin nicht einem Menschen treu und dadurch automatisch einem anderen nicht, oder nicht mehr. Daher geht dieses Versprechen an jeden Menschen, den ich liebe: So lange ich Dich von Herzen liebe (und das ist sehr lange), werde ich dir auch treu sein. Und so unsicher ich in vielem bin - dass ich mich zu hundert Prozent auf die Entscheidungen meines Innersten Kerns, meines Herzens verlassen kann und sie es sind, die mich so stark und unabhängig machen und dass ich mir der Liebe und der Treue zu dir immer sicher sein kann (*), das habe ich gelernt. ... Link (1 Kommentar) ... Comment
I take your word
jensscholz
12:21h
Eine Sache gibt es, bei der ich mich immer wieder wundere und wo ich nicht genau weiß, wie ich damit umgehen soll. Und zwar dann, wenn jemand den Kontakt zu mir abbricht. Also richtig, mit einer entsprechenden Ansage wie "Ich möchte nicht, dass Du Dich bei mir meldest", oder so. Ich habe gar nichts dagegen, das man mir das sagt; im Gegenteil, meistens gibt es ja nachvollziehbare Gründe: Man braucht eine Zeit für sich, man möchte Komplikationen vermeiden, man mag mich nicht mehr - alles verständlich. Kann ich mit umgehen, hier liegt nicht mein Problem. Das Problem ist, dass ich irgendwann erfahre oder sich eine entsprechende Ahnung bestätigt, dass sich besagte Personen, die ich auf ihren eigenen Wunsch konsequent komplett in Ruhe lasse ab dem Moment wenn sie ihn aussprechen, irgendwann wundern, dass ich genau das tue. "Aber das ist doch so lange her" - "Das war doch nur für den Moment, um Abstand zu finden" - "Ich dachte, Du seist sauer auf mich" - und durchaus auch "Ich bin total sauer auf Dich, weil Du dich nicht mehr gemeldet hast". Ich war nie sauer. Sauer sein kann ich zwar, aber nie lange genug, um irgendjemandem den ich mag wirklich so nachhaltig böse zu sein dass ich daraus irgendwelche Konsequenzen ableite, die über 2 Stunden rummuffeln hinausgehen. Ich erfülle vielmehr einen - für mich bindenden - expliziten Wunsch, weil ich die Person respektieren möchte, die ihn äußert. Ich kann nicht wissen, wann sich an diesem Wunsch etwas ändert. Oder kann man das? Ich wüßte nicht, wie. Ich habe einige solche losen Enden, bei denen ich mich an vor Jahren gehaltene Abmachungen halte und wo ich mich inzwischen frage, wie Ernst gemeint eigentlich solche Wünsche waren. Ich halte mich wahrscheinlich bei den meisten immer noch an Abmachungen, die sie schon längst vergessen haben. Bei einer bin ich mir sogar recht sicher, dass sie sich wundert, warum ich sie - aus ihrer Sicht - seit Jahren ignoriere. Ich kann mich aber auch nicht aufraffen, mich selbst irgendwann wieder zu melden. Ich will niemanden stalken, nicht mein Wort brechen, nicht eventuell respektlos sein. Die Initiative liegt für mich glasklar beim Anderen. Wo man mich auslädt kann ich erst wieder hingehen, wenn man mich wieder einlädt. Das ist ebenfalls schon einige Male passiert und alles war dann gut und richtig so. Ich kann gar nicht anders, als einfach zu dem stehen, was als letztes ausgemacht war. Dass es dabei hin und wieder zu diesen seltsamen losen Enden kommt kann ich wohl nicht lösen. ... Link (0 Kommentare) ... Comment
Changes
jensscholz
18:26h
Ich lasse mich gerne verändern. Ich finde, jeder Mensch sollte sich immer wieder neu ausrichten, sich verändern, auf seinem Standpunkt nicht festwachsen sondern im Fluss bleiben. Ich habe beobachtet, dass die unzufriedensten Menschen die sind, die beharren: Auf Prinzipien, darauf wie die Dinge und wie ihre Mitmenschen zu sein haben, auf ihre Ansprüche... Möglichst nichts darf sich verändern und sich zu bewegen wird als Schwäche angesehen. Das muss einen ja frustrieren, denn sie leben in einer Welt, in der alles sich ständig ändert, bewegt, von Zufällen - glücklichen und unglücklichen - getroffen und hin und her geworfen wird. Meine größte Angst ist es, ohne es selbst zu merken einmal stehen zu bleiben und zum Beispiel zu behaupten, früher sei alles besser gewesen. War es nie. Es war anders. So wie auch morgen alles anders sein wird als heute noch. Die Menschen sind keine festgelegten Charaktere einer Seifenoper, die Dinge können nicht konserviert werden. Es ist Schade, dass schöne Gebäude verfallen, schöne Landschaften vernichtet werden, Menschen sich von einem abwenden oder den Kontakt verlieren. Aber die Trauer darüber ist ein Zeichen für den Wert all dessen, was und wer uns umgibt. Sie erinnert uns daran, uns um das zu kümmern und zu schätzen, was uns wichtig, heilig, lieb und teuer ist. Bewahren, weiterentwickeln. Nicht konservieren. Ich hoffe, die Menschen, die ich liebe und die sich ständig entwickeln, ändern, häuten, ausprobieren, hören damit nicht auf und ich hoffe inständig, das ich sie dabei immer unterstützen kann, mich mitfreuen und mitbangen kann und dass sie mir noch lange erlauben, sie zu begleiten. Eine Beziehung wird nicht stabil wenn sich die Dinge nicht mehr ändern. Sie stirbt, schläft ein oder zerbricht. Sie vergeht. Und wenn die schönste Beziehung das irgendwann tut können wir uns doch immer noch daran erinnern und das, was wir darin gefunden haben und was uns verändert hat Wert schätzen und Lieb behalten. Kaum eine Beziehung scheitert, nur weil sie endet. Ich habe ein paar Menschen, mit denen die Liebesbeziehungen beendet sind und die mich zweifellos stark geprägt und weit gebracht haben. Ich sehe daher gar nicht ein, sie gescheitert zu nennen. Ich habe heute ein paar Menschen, die mich wunderbarerweise lieben und die ich bedingungslos liebe. Und die werfen mich mal wild umher und mal lassen sie mich sanft treiben. Sie bewegen sich mal weg, mal her und lassen mich manchmal ganz schön warten wenn sie mit sich selbst oder anderen wichtigen Menschen beschäftigt sind. Aber so lange sich alles bewegt und verändert und wir uns darin vertrauen können, dass wir immer ein wenig aufeinander Acht geben ist alles gut. ... Link (0 Kommentare) ... Comment |
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Steifheit Wenn ich zu lange
nur arbeite, werde ich privat steif und nüchtern und ich...
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Finde ich mich grad
aktuell absolut drin wieder; Danke für's präzise Formulieren ! :)
by Kai Damm (30.09.13, 01:38)
Meine Vorstellung von einem perfekten
Moment Ich möchte am Meer sitzen, bei einer leichten Brise...
by jensscholz (03.08.13, 20:02)
Außen/Innen Das hier passiert mir
immer noch. Das kann man offenbar nicht ablegen. Man kann...
by jensscholz (26.06.13, 09:14)
Also zwischen uns liegen jetzt
zwar ein paar Jahre, aber ich kann das, was...
by wurzelfrau (14.05.13, 22:35)
Zeit Ich fühle mich alt.
Das war zwar schon öfter mal so, vor allem nach...
by jensscholz (12.05.13, 22:07)
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