Polyamant
I'm not easy, so thank you for having me

Ich brauche generell sehr lang, um mit Frauen warm zu werden. Selbst wenn ich sehr (und ich meine sehr) interessiert bin, merkt man das wahrscheinlich längere Zeit gar nicht, weil ich ja auf gar keinen Fall aufdringlich wirken will.

In der Vergangenheit habe ich das zuweilen so gut hinbekommen, daß natürlich überhaupt nichts passiert ist. Zu meinem großen Glück sind die Frauen heutzutage ungeduldiger als früher. Dennoch tue ich mich schon immer und noch immer schwer damit, vorhandene Zuneigung oder überhaupt Interesse auch zu zeigen.

Andererseits musste ich vorher endlich mal aus dieser Monogamie-Ecke rauskommen. Das heißt jetzt nicht, daß ich großes Interesse daran habe, unbedingt viele Beziehungen zu haben - es geht vielmehr darum, diese strikte Fixierung auf eine Person abzulegen, in deren Verantwortung dann mein gesamtes Wohlergehen liegen soll, was natürlich schrecklich anstrengend ist - für mich und die Partnerin (und zu dieser Erkenntnis zu kommen brauchte ich dann doch fast 40 Jahre).

Ich war lange Zeit sehr monogam. Immerhin war ich 15 Jahre mit derselben Frau zusammen (die allerdings in dieser Zeit nicht immer monogam gewesen ist), das ist schon mal was. Ich glaube, ich habe viel gelernt und die Zeit war auch gut und viel mehr darin war richtig als verkehrt gelaufen. Aber ich erkenne im Nachhinein, daß da unglaublich viele Zwänge gewesen sind, die wir uns auferlegt haben und die an uns beiden gezerrt und gezwickt haben - und letztlich auch die Beziehung zerstörten.

Nach der Trennung war ich eine Weile lose mit einer Freundin zusammen, die weit weg wohnte. Das war das erste Mal, daß ich merkte, daß es auch gut sein kann, eine viel weniger enge Bindung einzugehen und doch eine gute und inspirierende Verbindung zu spüren. Damals war ich aber noch nicht wirklich bereit für etwas so Neues. Irgendwie löste sich das daher nach einer Weile von selbst wieder auf.

Danach hatte ich eine Art Rückfall. Eine Beziehung die - im Nachhinein betrachtet - völlig unmöglich zu halten war, da alles dagegen sprach. Viel zu weit weg, viel zu komplizierte Frau (ich muss wohl auch mal was dazu schreiben, warum mich die richtig "bösen" Frauen so sehr anziehen) und ich viel zu sehr darauf aus, "die richtige" in ihr zu finden - wie gesagt, im Nachhinein betrachtet völlig bescheuert. Die Klatsche brauchte ich dann aber wohl, denn sie hat mich doch zum Nachdenken gebracht und zum Umdenken, was wie eine kleine Befreiung war.

Eine Weile, nach der Trennung hatte ich einen One-Night-Stand mit einer sehr hübschen Frau aus meiner Theatergruppe. Da ging es mir tatsächlich nur um Sex: Ich wollte einfach wissen, wie es mit ihr ist und als ich es wußte war die Sache auch gelaufen. Sicher hätten wir uns noch öfter sehen können, aber sie war irgendwie auch ziemlich schräg und kompliziert in einem nicht so angenehmen Sinn, so daß ich doch recht froh war, daß das einfach bei der einen Nacht bleiben konnte (die allerdings sehr schön war).

Danach hatte ich beruflich echt viel zu reißen. Meine Chefin wollte mich rausmobben, was mir den willkommenen Anlass für eine berufliche Veränderung gab, der nächste Job fraß mich dann jedoch ein Jahr lang auf und mein Privatleben war nicht mehr vorhanden. das änderte sich, als ich nach Köln wechselte. Ich genoss es dann aber erst einmal fast 9 Monate lang, viel Zeit zu haben, wieder mit Menschen zusammenzutreffen, abends mit S. (die mich ein paar Monate aufgenommen hatte) zu quatschen, Wein zu trinken und Fernsehserien zu schauen. Bücher zu lesen. Auf Konzerte zu gehen. Alleine ausgedehnte Spaziergänge durch Düsseldorf und Köln zu machen. Also schlicht, meinen persönlichen Raum wieder zu entdecken und zu besetzen.

Dann traf ich E. und ich glaube, der Augenblick dafür war ideal. Ich fühlte mich zu der Zeit völlig frei und offen für so viel Neues wie nur irgend möglich: Also nicht nur neue sexuelle Erfahrungen, sondern auch
neue Sichtweisen und Lebenseinstellungen, neues Vertrauen in die Schönheit der Welt. Sie warf mich um in einem sehr guten Sinn, stieß mich über gleich mehrere Tellerränder. Und tut es immer noch weiter. Ich brauche zwar jedesmal wieder ein bisschen und muss mich anscheinend immer erstmal etwas zieren, aber ich lerne und staune und erfahre so viel über mich wie wohl in den letzten zehn Jahren zusammen nicht.

Ich bin ihr dafür so unendlich dankbar.

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Dich zu berühren

ist das Schönste. Dich anzufassen, Dich zu spüren, zu fühlen wie weich deine Brüste in meiner Hand sind und wie hart Deine Brustwarzen werden, die sich sofort zwischen meinen Daumen und Zeigefinger zwängen.

Wenn meine rechte Hand von deiner Wange über Deinen Hals und die Brüste streicht, bis ich deinen Bauch berühre, spannst Du Dich zuckend an und drückst Dich gegen mich. Wenn ich die linke Hand zwischen Deine Beine lege spüre ich wie es dort pulsiert, sich aufplustert und nach kurzer Zeit feucht wird, so daß ein Finger leicht in Dich hineingleiten kann. Dich so nah bei mir zu haben - Du lehnst mit dem Rücken an mir - ich streichle Dich mit einer Hand und halte Dich mit der anderen, den Finger in Dir liegend - ist eine wunderbare Meditation. Du sinkst immer tiefer in mich hinein.

Du schmiegst dich fest an mich, streckst mir den Hals entgegen damit ich ihn küsse, bewegst leicht dein Becken, umfasst den Finger in Dir, läßt ihn wieder los, umfasst ihn wieder, bis das Fließen zum Rauschen wird und Du glühst auf, umhüllst mich mit der Energie, die aus Dir strömt, wenn Du kommst, die Augen geschlossen und den Mund geöffnet und leise stöhnend.

Ich liebe diesen Moment. Es ist der Moment, an dem ich mich mit Dir zeitlos verbunden fühle. Eine kurze Ewigkeit, in die wir langsam zusammen hineinfließen und langsam zusammen wieder hinaus.

Ich glaube, das wollte ich Dir einfach nur mal sagen.

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Wenn's sticht

Okay, dann geht es im ersten Eintrag hier eben gleich um das schwierigste Thema. Das mit dem Sex. Genauer: Dem Sex nicht mit mir.

Und vielleicht vorab: Ja, hier im Blog geht es um eine Poly-Beziehung. Genauer gesagt, meine Beziehung in einer Polyumgebung. Ich selbst habe da weder theoretisch viel Ahnung noch längere Erfahrung und so gesehen nicht einmal eine gefestigte Meinung. Das wird hier also kein how-to-happily-live-polyamorous Blog, sondern ich notiere meine Gedanken und Selbstbeobachtungen, die selbstverständlich völlig subjektiv sind.

Zurück zum Thema: Wie fühlt es sich an, in einer Beziehung zu sein, in der Sex nicht exklusiv ist?

Leider bin ich jemand, der sich zu allem was ihn durcheinander bringt unstoppbar viele Gedanken macht, die mir den Kopf schwummrig machen und Panikgefühle auslösen. Außerdem bin ich jemand, der Sex in seiner Bandbreite vom intimen, ergreifenden und verbindenden Erlebnis bis zur einfachen entspannenden Freizeitbeschäftigung eher im ersten drittel dieser Skala verortet. Die anderen zwei Drittel bringen mich dagegen durcheinander. Diese Kombination ist - wenn man mit jemanden zusammen ist, für die diese Polysache etwas ganz selbstverständliches ist - zuweilen schwierig. Nämlich immer dann, wenn das Gespräch darüber, wie der Besuch bei jemandem denn so war einen Satz wie "Ach Du willst wissen, ob wir Sex hatten? Ja, hatten wir." endet.

Mir reicht diese Information erst einmal aus. Genaueres will ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, weil für mich dieser Umstand alleine erst mal ein verdammt großer Brocken ist. Den muss ich erst mal schlucken, der muss sich erst mal setzen. Den muss ich erst mal zumindest anverdauen.

Ich überlege dann, warum mich das so trifft und die Antworten sind von einem rein intellektuellen Standpunkt aus eigentlich beruhigend: Da ist Besitzdenken, das ich ohnehin nicht haben möchte; da sind Verlassensängste, die ich ja nach über 2 Jahren nicht mehr haben muss; da ist Neid auf jemanden, der Zeit mit ihr verbringen kann - was vielleicht weniger schlimm wäre, wäre es nicht sowieso schon schwer genug, gemeinsame Zeit freizuschaufeln.

Dennoch bin ich beunruhigt. Die Emotionen sind andere. Es ist ein Gefühl des zerrissen werdens, wenn Sie das sagt. Fast laut hörbar, wie ein Klettverschluss, der auseinandergezogen wird. Er wird wieder zusammenkommen, das weiß ich inzwischen. Aber erst einmal hilft mir das nicht viel. Ich setze mich, ich muss Musik laut machen. Ich muss abwarten, bis das Rauschen in den Ohren wieder abebbt. Dann mach ich mit Tagesgeschäft weiter. Arbeiten oder was kochen.

Etwas später dann kann ich sogar ganz normal darüber reden wie über einen schönen Museumsbesuch oder wie es so auf ner Party war - und auch dann bleibe ich vorsichtig, um sofort abbrechen zu können, falls es doch noch zu viele Informationen werden. Heute bin ich definitiv noch nicht an dieser Stelle. Ich hab auch noch ein neues Problem: Bisher kannte ich die jeweils anderen nicht, sie aber schon. Diesmal kenne ich ihn aber schon länger und ich bemerke, daß mich das verunsichert. Nicht mit ihr, sondern mit ihm. Er wußte, daß ich mit ihr zusammen bin und soweit ich die Polyregeln verstanden habe bisher, ist es immer wichtig, Respekt zu haben. Hat er? Will ich ihn überhaupt?

Ich bemerke, daß ich sehr gut zurecht komme mit den Freunden und Partnern, die es vor mir auch schon gab. Das gehört zu einer klar gesetzten Situation, die find ich auch nicht kompliziert. Aber was wird nun hier? Sie sagt, es war just for fun, aber wie kann sie das wissen? Das sagte sie auch bei F der gehört aber inzwischen zur Familie. Was auch ok ist, ich mag ihn inzwischen gut leiden.

Das Problem ist - so wird es immer offensichtlicher - die Bandbreite.

Die Frage, die sich mir hier also anscheinend stellt ist, ob ich die für mich auch vergrößern muss. Muss ich? Will ich überhaupt?

Darüber sollte ich heute wohl nicht mehr nachdenken...

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