Polyamant |
Dienstag, 14. April 2015
Plan, kein.
jensscholz
14:39h
Ich hatte die ersten 40 Jahre immer eine einigermaßen klare Vorstellung, wo ich mit meinem Leben gerade hin will. Nicht in der Art, dass ich das exakt planen hätte können, geschweige denn wollen. Aber eine generelle Richtung, in die es gehen sollte. In der Schule war das Ziel der Schulabschluss. Egal wie gut oder schlecht, Hauptsache fertig werden und raus da. Ich mochte Schule nie besonders. Aber ich wollte den Abschluss. Danach wußte ich das erste Mal nicht genau, was ich jetzt tun sollte, was mich aber nicht störte, denn ich hatte Zeit. Ich war ja erst Anfang Zwanzig, musste ohnehin erst mal Zivildienst machen und konnte mir daher in Ruhe Gedanken machen. Das Ergebnis war, dass ich studieren wollte. Erst Grafik, aber ich wurde nicht genommen. Daher wurden es semitische Sprachen, was quasi das andere Interessensgebiet war, von dem ich dachte, wenn ich das nicht jetzt mache, mach ich das nie. Mir war aber schon beim Antritt des Studiums bewusst, dass es sein kann, dass ich es nicht beenden werde. Ich wollte einfach nur schauen wie weit ich komme und mir während des Studiums überlegen, was der nächste Schritt sein wird. Ansonsten war meine Best Case Vorstellung die, dass ich mit Hilfe des Studiums an Auslandsaufenthalte im vorderen Orient komme und sich dort Gelegenheiten ergeben. Das war zum Glück kein Plan, denn so kam es nicht - stattdessen kam ein Kind. Und auch das Internet: Interessensgebiet Nummer drei, ein bisschen gemischt mit dem eigentlich schon abgelegten Design-Interesse die realistischste Persoektive bot, ein Berufsfeld für mich zu werden. Also war der nächste Plan, dass ich mir vornahm, bis zum dreißigsten Geburtstag daraus irgendwie einen Beruf zu machen und bis ich 35 wäre, mich damit zu etablieren. Auch das gelang. Mit ein paar glücklichen Zufällen und der Offenheit gegenüber guten Gelegenheiten. Was ich vergaß war, mir einen solchen Plan dafür zu machen, wie ich eigentlich mein Privatleben haben möchte. Kinder und Beziehung und all das lief - offensichtlich - so unbewusst und ich war so unachtsam, dass ich plötzlich alleine da stand. Der nächste Plan war daher, bis 40 irgendwie zu wissen, wie ein Leben aussehen kann, in dem ich und meine Umgebung zusammenpassten und wir uns wohl fühlen konnten. Auch dieser Plan, sobald ich ihn mal gefasst habe, funktionierte. Danke wunderbarer Menschen, die mir viel beibrachten, was ich wahrscheinlich besser zehn Jahre vorher hätte wissen müssen. Aber besser ist es nicht gewesen, daher ging es eben so weiter. Ich habe viel gelernt und lerne noch immer. Das war einige Jahre auch prima, denn so wie ich zwischen 30 und 35 meinen Beruf etablierte, gestaltete ich zwischen 40 und 45 mein... eigentliches Leben. Aber: Der nächste Schritt ist mir nicht klar. Und ich werde nervös, denn ich treibe seit einiger Zeit tatsächlich planlos vor mich hin. Ich brauche einen neuen Plan. Eine neue Richtung, die mir das Gefühl gibt, ich gelange irgendwann auch wieder irgendwo hin. Das macht mich gerade sehr unsicher, bringt mich aus der Balance. Muss sich ändern. ... Link (0 Kommentare) ... Comment |
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