Polyamant |
Freitag, 30. April 2010
Als Satellit
jensscholz
16:13h
Ich bin ja in so einigen Szenen und Peer Groups unterwegs: Blogger, Heidentum und Okkultismuskram, Netzpolitik, Tantra so irgendwie, Sci-Fi/Fantasy/Gaming Geeks, Informationsarchitektur und so weiter. Wenn ich mir das so ein wenig mit Abstand betrachte, fallen mir ein paar Dinge auf. Einmal, daß ich relativ schnell die ganze Theorie und die Abläufe, sowie Antworten auf systemische Fragen wie "Warum macht man das eigentlich" und die historische Einordnung überschaue. Da muss ich mich nicht ein mal anstrengen, Analyse ist bei mir anscheinend ein gut funktionierender Automatismus und ich kann sehr schnell bis sofort die richtigen Schlüsse ziehen und sogar Hintergründe sauberer erklären als jemand, der mir zuvor eine vage Vorstellung vermittelt hat. Zum anderen aber auch, daß ich mich auch nach Jahren immer so ein wenig wie ein Satellit vorkomme und ich frage mich wie das zustande kommt. Ein Grund ist wohl mein Problem, mit Menschen eine rein soziale Verbindung zu etablieren. So gut ich mir Fakten merken kann so schnell verblassen Personen, was wirklich oft sehr ungerecht ist - und mir dann auch oft peinlich - weil es wirklich nicht so ist, daß mich die Menschen nicht interessieren. Sie entgleiten mir aber einfach, wenn ich sie eine Weile nicht sehe (eine Weile ist natürlich schon ein längerer Zeitraum: Sagen wir mal 2 Jahre). D.h. am Ende weiß ich die Fakten noch, die sind aber mit anderen Fakten verknüpft, indiziert und verschlagwortet worden um eine klare Gesamtinformation abzuspeichern. Allerdings sind sie dabei auch aus ihrem sozialen Konzext genommen worden, d.h. ich weiß nicht mehr, wer mir etwas gesagt hat und bei welcher Gelegenheit. Das ist so lange unkritisch, so lange ich weiterhin mit den Personen zu tun habe. Wobei auch das relativ ist, denn ich kann zwar einige soziale Regelungen inzwischen ganz gut anwenden, aber andere verschließen sich mir. Es ist keine Absicht oder Desinteresse, daß ich mich nicht melde, wenn ich jemanden nicht mehr regelmäßig sehe. Ich habe das Gefühl, ich muss mich schon ständig sehr konzentrieren, den Kontakt zu meiner direkten Umgebung in einer "normalen" Weise zu halten. Die weitere Umgebung auch noch im Blick zu halten schaffe ich einfach nicht (Internetkram wie mein Blog, Twitter und Facebook haben hier aber in den letzten Jahren zum Glück ein gutes Stück abgeholfen). Was daraus jedenfalls folgt ist immer das Gefühl, nicht so richtig dazuzugehören und als Satellit um einen schönen Planeten zu kreisen, den ich zwar gut beobachten und bewundern kann, aber nicht bewohnen. Manchmal schaffe ich es, dort zu landen - wie im Dezember, als ich bei einem Tantraworkshop mithelfen konnte - und zu erfahren, wie viel schöner es tatsächlich ist, mittendrin dabei zu sein. Eine Gefahr des Satellitendaseins ist es ja, den Mangel zur Tugend zu erklären. Zumindest das passiert mir inzwischen schon einige Zeit nicht mehr. Aber diese Blockade, das Unvermögen, von mir aus diesen Abstand zu verringern, ist leider noch immer da. ... Link (0 Kommentare) ... Comment |
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