Polyamant
Dienstag, 15. März 2011
Aus der Deckung

Die Party im Insomnia Samstag Nacht hat mich erschüttert. Ich wusste drei Tage kein Wort dafür. Ich stand seit dem so ein wenig neben mir und wunderte mich über meine Empfindung. Ich verwechselte sie ständig mit welchen, die ich kenne - Eifersucht? Befremden? Trauer? Das konnte alles nicht richtig sein, denn es war ja ein wunderbarer Abend, ein sehr wildes, sinnliches Erlebnis, das ich so vorher noch nie hatte.

Erst heute morgen erkannte ich, dass es daher natürlich auch eine Empfindung geben kann, die ich vorher nie hatte und dass es mich in die Irre führt, wenn ich, um sie zu ergründen, vergleichbare Ereignisse suche.

Aber was war so erschütternd daran? Dass es um Sex ging? Sicher, das war intensiv, nah, aufregend. Und es war eine unglaublich starke Verbindung, die unsere Gruppe da auf der Polsterinsel hatte: Erotisch, persönlich, innig, liebevoll. Sie war so spürbar, dass ich das Gefühl hatte, in einem Pool zu liegen, der mit all diesen verbindenden Gefühlen randvoll aufgefüllt war. Es hat mich ruhig gemacht und zufrieden. Es gab also nichts, wovor ich Angst hatte.

Aber warum war ich danach so neben mir? Fast verwirrt, konsterniert. Der Sonntag war voller Missverständnisse und ich traf nie den richtigen Ton, fühlte mich wie in einem leichten Trauma - entkoppelt, viel zu sehr nur im Kopf, viel zu wenig mit dem Herzen dabei. Warum bin ich nicht euphorisiert darüber, wie schön das Wochenende war? Wie viel gute Gespräche es gab, wie viele großartige Menschen ich kennengelernt habe, wieso kann diese eine Party mich aus der Bahn werfen?

Ich denke, ich weiß den Grund inzwischen: Ich war - vielleicht zum ersten mal - ein Teil des Ganzen. Ich war dabei, ich stand nicht daneben. Ich küsste Frauen und Männer, hatte eine wilde Begegnung mit zwei schönen Frauen, musste nicht abgeholt werden sondern war wie selbstverständlich mittendrin und konnte sogar darauf achten, dass andere integriert wurden.

Aber das war nicht selbstverständlich. Und ich war erschüttert und verwirrt darüber, dass ich über vierzig Jahre alt werden musste, bis ich endlich dieses Gefühl kennen lernen durfte: Selbstverständlich dabei zu sein, wenn es allen gut geht...

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Wunderschön...

...geschrieben. Das berührt,ohne dass man dabei war.

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